Comedienne Lisa Feller ist fest auf Deutschlands Kabarettbühnen etabliert. Nach einer Zeit als Radiomoderatorin begann sie ihre humoristische Karriere in der Kultserie „Schillerstraße“. Zahlreiche Auftritte im Fern- sehen später hat sie letztes Jahr die Moderation der langjährigen Kabarett-Sendung „Ladies Night“ im WDR übernommen. Am 31. Oktober kommt Feller, die auch Autorin zweier Bücher ist, mit ihrem fünften Bühnenprogramm „Ich komm‘ jetzt öfter!“ ins ZENTRUM Bayreuth.
bayreuth4U: Dein aktuelles Programm heißt „Ich komm‘ jetzt öfter!“ – diesen Plan hat die Pandemie ja erst einmal durchkreuzt. Wie hast du als Comedian diese Zeit erlebt?
Lisa Feller: Für mich war das genauso neu wie für alle anderen auch. Ich habe zwischen der ganzen Ungewissheit und dem Organisieren des Homeschoolings versucht, den Humor nicht zu verlieren. Mein Tätigkeitsfeld hat sich von der Bühne für die Zeit eher ins Internet verlagert. Auf Facebook und Instagram habe ich versucht, den Kontakt mit meinem Publikum aufrecht zu erhalten.
bayreuth4U: Deine Programme erzählen oft aus deinem Alltag. Wie hat sich dieser durch Corona verändert?
Feller: Ich bin jetzt mehr zu Hause. Und meine Kinder haben gemerkt, dass ich eigentlich nur Spaghetti Bolo und Fischstäbchen kann. Das aber immerhin abwechselnd.
bayreuth4U: Du bist studierte Grundschullehrerin. Wie fällt dein Urteil zu deiner Beinahe-Berufswahl nach dem Corona-Lockdown aus?
Feller: Ich bin sehr erleichtert, dass meine Kinder nun wieder bei ihrer richtigen Lehrerin Unterricht haben…
bayreuth4U: Seit 2019 moderierst du die „Ladies Night“. Was ist dir an dieser Sendung besonders wichtig?
Feller: Ich freue mich riesig über diese Sendung. Gerburg Jahnke hat das über Jahre so wunderbar geprägt! Sie war eine tolle Gastgeberin, man hat sich immer umarmt gefühlt. Das versuche ich auch. Die Künstlerinnen sollen sich rundherum wohlfühlen!
bayreuth4U: Gemeinsam mit anderen „lustigen Frauen“ organisierst du dich in einer Facebook-Gruppe, aus der Events wie die „Sisters of Comedy“ mit Kolleginnen wie Carolin Kebekus hervorgegangen sind. Hat sich seit der Gründung eurer Gruppe etwas verändert für Frauen in der Comedy?
Feller: Die Veränderungen sind sicherlich nicht auf den ersten Blick sichtbar. Aber wir Frauen untereinander empfinden eine unglaubliche Verbundenheit und stärken uns gegenseitig, das ist auf jeden Fall dadurch entstanden. Wir merken: Wir sind nicht allein.
bayreuth4U: Du trittst als „Supermom“ auf, für die Egoismus und Zeit im Beruf mit einem schlechten Gewissen ihren Kindern gegenüber einhergeht. Fällt es schwer, dabei keine unliebsamen Klischees und Vorurteile zu reproduzieren?
Feller: Nein. Klischees entstehen, weil sie einen Kern Wahrheit haben. Die dürfen ruhig hier und da mal vorkommen. Weil sie auch einfach lustig sind. Wir alle sind voll von Vorurteilen, auch das ist die Wahrheit. Generell erzähle ich einfach über das Leben.
bayreuth4U: Welchen Tipp würdest du anderen Alleinerziehenden geben, die sich gerne beruflich verwirklich wollen?
Feller: Ich schaffe es ja kaum, mir selber die richtigen Tipps zu geben… Aber ich würde immer sagen: Wenn du glaubst, du möchtest etwas Bestimmtes machen, dann mach! Und lass dir von niemandem DEIN Leben erklären!
bayreuth4U: Kulturförderung ist in der derzeitigen Krise ein großes Thema. Wie beurteilst du die Unterstützung für deine Branche seitens der Politik?
Feller: Es entsteht das Gefühl, dass die Kultur wieder mal keinen interessiert. Als ob wir nur Traumtänzer wären, die lustig durch die Fußgängerzone hüpfen und sonst auch nur von Luft und Liebe leben. Und jetzt eben Pechhaben. Dabei ist die ganze Eventbranche ein Wirtschaftszweig, an dem auch viele Beschäftigte hängen, die gar nicht auf der Bühne stehen. In dem gearbeitet wird und Steuern bezahlt werden. Da wünsche ich mir kreativere Lösungen.
bayreuth4U: In der derzeitigen Debatte um die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart werden die Grenzen des „Sagbaren“ in der Kultur kontrovers diskutiert. Gibt es für dich selbst im Kabarett Tabus?
Feller: Natürlich gibt es Tabus. Gesellschaftliche, persönliche. Die Frage ist, ob man sie brechen möchte. Dazu braucht es einen guten Grund. Entweder, weil man dadurch zum Denken anregt oder weil er eine Hammerpointe hergibt. Tabubruch, nur weil man sich dann besonders krass vorkommt, finde ich langweilig.
bayreuth4U: Warum ist dein aktuelles Programm „Ich komm‘ jetzt öfter!“ besonders sehenswert?
Feller: Es ist besonders sehenswert, weil wir gerade in der jetzigen Zeit Ablenkung brauchen und die Seele mit Lachen streicheln sollten. Und da ist man bei mir genau richtig.
Das Interview führte Alma Höfler