Granada verzaubern bereits seit sieben Jahren den deutschsprachigen Raum mit Austropop in steirischem Dialekt. Am 4. Juli kommen die frisch gebackenen Amadeus-Award-Gewinner nach Bayreuth. Im Vorfeld sprachen wir mit Gitarrist Lukacz über ihr neues Album und die anstehende Tour.
bayreuth4U: Wie geht’s euch und wie sehr freut ihr euch schon auf die Tour im Sommer?
Lukacz: Wir sind gerade mitten in den Vorbereitungen für die Tour – also für den Festival-Block im Sommer und anschließend die Konzerte im Oktober. Wir bereiten das Set vor und tüfteln am Programm, arbeiten mit Techniker:innen an Licht und Ausstattung. Wie für viele andere Bands war die Zeit der Konzertabstinenz für uns sehr hart. Wir haben zwar letztes Jahr ein paar Konzerte spielen können, aber nur unter Auflagen. Das war manchmal schon ein bisschen komisch, was die Distanz anging, die gehalten werden musste. Oft gab es auch nur Sitzplätze, was bei der Musik, die wir machen, schwierig ist. Man kann da das Publikum nicht wirklich lesen, man sieht die Emotionen nicht. Deswegen freuen wir uns jetzt sehr darauf, wieder vor Publikum spielen zu können, das wir auch wirklich sehen können.
bayreuth4U: Wie lief die Produktion des dritten Albums unter den Umständen des Lockdowns ab
Lukacz: Ja genau, das Album heißt ja „Unter Umständen“ (lacht). Nachdem wir alles im Kasten hatten, haben wir uns überlegt, wie wir das Album am besten in einem Titel zusammenfassen können. Und da war dann „Unter Umständen“ eben ganz passend. Die Arbeit von unserem dritten Album war insofern anders, als wir auf einen Produzenten verzichtet haben. Bisher hatten wir mit Oliver Zülch zusammengearbeitet und da war sein Input immer eine Instanz. Soundtechnisch war es stark von ihm definiert. Bei unserem neuesten Album haben wir dann alles selbst gemacht – wie wir singen, wie wir das Akkordeon aufnehmen und so weiter. Der Unterschied ist, dass es ein bisschen rauer und verspielter ist. Das Songwriting haben wir auch so gestaltet, dass jeder angehalten war, über zwei Monate Vorproduktion hinweg Songideen und Skizzen abzuliefern. Aufgrund der Pandemie hat jeder zuhause sein Ding gemacht. Einmal die Woche haben wir dann eine „Listening-Session“ gemacht, bei der wir das Produzierte gemeinsam angehört und uns darüber ausgetauscht haben. Das war insofern ein schöner Prozess, weil man unter den Umständen der Vereinsamung trotzdem in Kontakt bleiben konnte. Man kann den anderen so auch einfacher zeigen, was für blöde Ideen man vielleicht produziert hat. Es gab zum Beispiel einen Abgabetermin an einem Samstag und da war man ab Donnerstag im Stress, wenn man noch nichts produziert hatte und wenn du dann mit irgendeiner Idee daherkommst, ist das auch mutig (lacht). An die Ideen an sich hatten wir nicht mal einen so hohen Anspruch, wir wollten einfach schauen, was passiert.
bayreuth4U: Während der Produktion habt ihr ein Studiotagebuch auf YouTube veröffentlicht, in dem ihr euch selbst auf den Arm nehmt. Wie schwer war es, dann wieder den Schalter umzulegen und ernst und produktiv am Album zu arbeiten? Oder habt ihr beides getrennt voneinander gemacht?
Lukacz: Das war nach den Studioarbeiten. Wir haben es natürlich so inszeniert, als wären wir gerade im Studio am Arbeiten. Wir haben uns das Studio für die Produktion dieser Tagebücher einfach nochmal gemietet. Wir haben für jede Episode einen groben Block geschrieben und haben diese Situationen nachgestellt. Wir haben das in erster Linie für uns gemacht und um den Leuten zu zeigen, wie wir arbeiten und ticken. Aber wir sind keine reine Spaßband, es geht eher um die Selbstironie, die wir pflegen. Wir haben bei einigen sehr talentierten Künstler ähnliche Videoformate gesehen und uns gedacht, dass wir das ja auch mal ausprobieren können.
bayreuth4U: Auf eurem ersten Album hattet ihr das Lied „Pina Colada“ und auf dem zweiten „Gin“. Ist „Armer Schwarzer Kater“ auf dem dritten Album jetzt das Ende dieser Trilogie?
Lukacz: Das ist sehr witzig, diese Verbindung hat noch niemand angesprochen (lacht). Aber jetzt wo du es sagst, stimmt es natürlich. „Pina Colada“ und „Gin“ sind Lieder, die nicht im Zusammenhang geplant waren, sondern aus der Situation heraus entstanden sind. „Armer Schwarzer Kater“ ist die Konsequenz vom vielen Trinken und Feiern, was dann zu einer Situation führt, die zum Nullpunkt oder noch tiefer führt. Vielleicht gibt es dann auf unserem nächsten Album eine Quadrilogie mit einer weiteren Abhandlung über die Folgen des Konsums und Feierns.
bayreuth4U: Auf eurem Lied „Blüte“ sind ein paar Zeilen auf Englisch. Können sich Fans in Zukunft auch auf rein englischsprachige Lieder in eurem markanten Dialekt freuen?
Lukacz: Die Sprache ist im Kontext des Songschreibens ja eigentlich frei wählbar, aber man fällt halt eine Entscheidung. Bei „Blüte“ war es eine Entscheidung zum Beispiel ein paar Anglizismen reinzunehmen. In unserem urbaneren Dialekt sind sehr viele Anglizismen mittlerweile Alltag. Aber ich glaube nicht, dass wir irgendwann einen rein englischen Song aufnehmen werden.
bayreuth4U: Bei eurer Tour sind ja „tolle Gäste“ mit dabei. Darfst du schon verraten, wer diese Gäste sein werden?
Lukacz: Das darf ich leider zu dem Zeitpunkt noch nicht verraten, aber ich kann sagen, was wir uns überlegt haben: Wenn wir jemanden einladen und auf Konzerte mitnehmen, sind das Leute, die wir selber kennen. Nicht unbedingt Freunde, aber Künstler, deren Konzerte wir schon besucht haben und deren Musik wir kennen. Ich kann aber so viel sagen, dass es dieses Mal um Künstlerinnen geht, weil wir als reine Männergruppe auch gerne Musikerinnen Raum geben wollen.
bayreuth4U: Habt ihr nach eurer Tour schon weitere Projekte geplant oder dürft ihr erstmal eine kleine Pause einlegen?
Lukacz: Nach unserer Tour werden wir relativ schnell wieder ins Studio gehen und am nächsten Album arbeiten. Wie wir das produzieren werden, ist noch nicht ganz klar, aber wir werden wieder eine neue Aufnahmesituation kreieren, damit wir neue Erfahrungen sammeln können.
bayreuth4U: Musik aus Österreich hat ja nicht zuletzt durch euch und Künstler wie Wanda und Bilderbuch einen regelrechten Hype ausgelöst. Könnt ihr euch das erklären?
Lukacz Ich kann das nicht so richtig beurteilen, weil ich wenig Radio und Spotify höre. Wir sind da auf eine Welle getroffen – unser erstes Album wurde zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als die Aufmerksamkeit für österreichische Popmusik sehr groß war. Jetzt wäre das wahrscheinlich anders. Warum das so war, ist glaube ich eine Entwicklung der letzten Dekade. Der deutschsprachige Raum wird bis heute von Popmusik aus Deutschland dominiert, bei der sich ein Mainstream entwickelt hat. Der Inhalt oder die Art und Weise, wie die Dinge da erzählt werden, stellt einen zwar zufrieden, kann einen aber nicht ausreichend „nähren“, wenn man das so sagen kann. Zu dem Zeitpunkt kam aus Österreich diese „Scheiß drauf, wir machen das jetzt so“-Mentalität, die viele Leute abgeholt hat.
bayreuth4U: Ihr wart ja schon mal in Bayreuth, zuletzt beim Kneipenfestival 2018. Habt ihr noch Erinnerungen an den Auftritt oder die Stadt?
Lukacz: Wenn es die Zeit zulässt, dann schaue ich mir gerne die Städte an, in denen wir spielen. Bisweilen gehe ich auch auf einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt und das habe ich damals in Bayreuth auch gemacht. Bayreuth hat eine sehr schöne, gut erhaltene historische Innenstadt. Ich habe es sehr schön gefunden dort, leider konnten wir nicht länger bleiben als den einen Abend. Ich habe das ganze Festival als sehr gelungen empfunden, so etwas würde ich mir in Graz auch wünschen.