How to Zymny

Jan Philipp Zymny ist Poetry-Slammer, Autor, Kabarettist und damit ziemlich erfolgreich. Mit seinem neuen Comedy-Programm ,,How to Human?“ ist er im Herbst im deutschsprachigen Raum unterwegs und unterhält damit auch am 31. Oktober im Liebesbier sein Publikum. Wir haben vorab mit ihm über seine Anfänge, abgebrochene Studiengänge, die Entstehung eines Texts und einzigartige Bühnenauftritte gesprochen.

bayreuth4U: Als zweifacher deutscher Slam-Meister hast du dir in der Szene mittlerweile einen Namen gemacht. Wie bist du zum Poetry Slam gekommen?

Jan Philipp: Da sind mehrere Sachen zusammen gekommen. Zum einen habe ich Poetry Slam auf Youtube entdeckt – das erste Video war der Text „Fleischsalat“ von Volker Strübing. Da hab ich sofort gedacht: Das möchte ich auch machen! Parallel dazu hatte ich an meinem Gymnasium eine AG für kreatives Schreiben gegründet, die am Anfang noch gut frequentiert war – das hat aber nach ein paar Monaten stark nachgelassen, sodass ich dann irgendwann der einzige war der da saß – und dann dachte ich, das kann ich auch alleine machen. Das fiel dann mit der Entdeckung des Poetry Slams zusammen und dann hab ichs einfach ausprobiert und damit etwas losgetreten, was ich gar nicht so absehen konnte.

bayreuth4U: Du hast sowohl ein Studium der Physik als auch der Theaterwissenschaften angefangen. Wann hast du beschlossen, lieber mehr Zeit ins Schreiben und Auftritte zu stecken? 

Jan Philipp: Das war ein schleichender Prozess. Das ist einfach über die Jahre – auch während des Studiums – immer mehr geworden. Der Bruch, als ich dann gesagt habe, dass das mit dem studieren nix mehr wird, kam beim zweiten Solo-Programm. Da stand ich da und dachte, ich mach jetzt gerade mein zweites, abendfüllendes Solo-Programm, gehe kaum noch zur Uni – vielleicht ist das Augenwischerei mit dem Studium und vielleicht kann es eine Möglichkeit für mich sein, hauptberuflich als Künstler tätig zu sein.

bayreuth4U: Hast du aus den Studiengängen etwas mitgenommen, wovon du bei deiner Arbeit profitieren kannst?

Jan Philipp: Auf jeden Fall. Ich würde sagen, dass ich aus dem Physikstudium mehr mitgenommen habe. Da bekommt man ganz krass so ein methodisches Denken reingeprügelt, was mir auf jeden Fall beim Konzeptionieren und Erstellen der Solo-Programme und Bücher sehr geholfen hat. Gerade wenn man einen Roman schreibt, muss man sehr methodisch und strukturiert rangehen, damit der nicht komplett durcheinander gerät – sondern nur so durcheinander, wie man das haben möchte. (lacht) 

bayreuth4U: Hast du einen Tipp für Leute, die auch darüber nachdenken, ihr Hobby zum Beruf zu machen?

Jan Philipp: Ich glaube der einzige sinnvolle Tipp, den man geben kann, ist immer weiter zu machen, niemals aufzugeben und – in meinem Fall – zu
schreiben wie ein Besessener. Solche Sachen kann man nur dann umsetzen, wenn man mit viel Leidenschaft, Geduld und einer ganzen Menge Ausdauer reingeht. Man muss vor allem ertragen können, dass das, was man eigentlich mit Liebe macht, auf einmal zum alltäglichen Geschäft wird. Das ist etwas, was die Leidenschaft durchaus zerstören kann, wenn man die sich nicht bewahrt. 

bayreuth4U: Wie entsteht bei dir ein Text? 

Jan Philipp: Das ist ein sehr seltsamer und konfuser Prozess. Es gibt diese magischen Texte, da ist man auf einmal inspiriert und die schreiben sich fast wie von selber. Aber das ist nur selten der Fall. Ich mach‘ mir einfach super viele Notizen und das bleibt dann alles über einen längeren Zeitraum in meinem Kopf und wird rumgewälzt – und wenn das eine Weile gegärt hat, bricht sich das irgendwann Bahnen. Der nächste Schritt ist völlig unsortiert alles aufzuschreiben, was mir dazu einfällt. Der letzte Schritt ist dann Puzzlearbeit – wo gehören die einzelnen Ideen hin, wie werden die sie miteinander verbunden. Das ist dann der Punkt wo es ein stückweit handwerklich wird.

bayreuth4U: Wie schaffst du den Spagat zwischen dem größten Nonsens und ernsten Aussagen?

Jan Philipp: Das ist eine Mischung die mir irgendwie inhärent zu sein scheint. Da ist keine besondere Methodik dahinter, das ergibt sich einfach sehr natürlich.

bayreuth4U: Hast du Vorbilder, an denen du dich orientierst? 

Jan Philipp: Es gibt einige Leute die ich sehr bewundere. Helge Schneider finde ich ganz fantastisch, Rainald Grebe mag ich sehr gerne, Jochen Malmsheimer gehört auch dazu. Aus der Poetry Slam Szene gibt’s auch einige – zum Beispiel Sebastian 23 oder Andy Strauß. Ich versuche viel von ihnen zu lernen indem ich mir genau anschaue, wie sie schreiben oder Sachen vortragen.

bayreuth4U: Aktuell bist du mit deinem dritten Solo-Programm „How to Human?“ auf Tour –  gibt es auf der Bühne einen festen Ablaufplan oder kommt es vor, dass du improvisierst?

Jan Philipp: Es kommt häufiger vor, dass ich improvisiere, weil das so einen Abend dann natürlich einzigartig macht. Ich mag es nicht so gerne, ein Programm fast wie ein industriell gefertigtes Produkt vom Fließband einfach abzuspulen – ich möchte das für die Leute, die an einem konkreten Abend da sitzen, besonders und einzigartig zu machen. Ohnehin gibt es für das Programm eher sowas wie eine Setlist – man kann sich das so vorstellen wie Vorschläge von mir an mich selbst, was ich denn sagen könnte. Schlussendlich schmiede ich das dann aus diesen Vorschlägen an jedem Abend neu heraus. Was auch passieren kann ist, dass ich gerade einen neuen Text geschrieben hab, der einigermaßen in das Programm passt und den ich furchtbar gerne vorlesen möchte, dann mach ich das halt auch einfach.

bayreuth4U: Was erwartet deine Zuschauer bei der Show im Liebesbier?

Jan Philipp: Eine Mischung aus einer recht analytischen Betrachtung dessen, was es bedeutet Mensch zu sein gepaart mit einer humoristischen Umsetzung dessen, das ganze auf eine witzige und liebevolle Art und Weise zu betrachten und zu verarbeiten, was das genau ausmacht. Also eine Mischung aus Analyse und kreativem Umgang mit den Ergebnissen dieser Analyse. Aber was die Leute vor allem erwartet ist eine Menge absurder Humor. 

 

Foto: Anna-Lisa Konrad

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