Rockspektakel: Heli von Stahlzeit im Interview

Am 15.11. steigt in der Oberfrankenhalle eines der Bayreuther Konzerthighlights des Jahres: Die Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit tritt nach über 13 Jahren wieder in der Stadt auf. Für Frontmann Helfried „Heli“ Reißenweber ein ganz besonderer Gig, schließlich stammt der 59-Jährige selbst aus der Region und gilt als sehr heimatverbunden. Im Vorfeld des Konzerts plauderte Andi Bär mit dem Sänger.

bayreuth4U: Heli, schön dich zu hören! 13 Jahre ist es her als Stahlzeit letztmals in Bayreuth in der Oberfrankenhalle gespielt hat. Kannst du dich dar- an noch erinnern?

Heli: Ich kann mich natürlich erinnern! Heimspiele sind immer etwas Schönes. Das war damals im Vorfeld sehr interessant. Da hatten wir einige Klippen zu umschiffen (schmunzelt).

bayreuth4U: Jetzt waren damals gerade einmal 1500 Fans in der Halle. Heutzutage ist das ja fast undenkbar, dass ihr vor so wenigen Leuten spielt. Oder?

Heli: Wir spielen schon auch kleinere Gigs. Aber 1500 ist schon so das Minimum. Das stimmt.

bayreuth4U: Das geht ja irgendwo auch mit dem Thema Fannähe einher. Wenn ihr mit eurem zweiten Projekt als Maerzfeld tourt, sieht man die Bandmitglieder danach ja durchaus auch einmal am Merchandise- oder am Bierstand. Funktioniert so etwas mit Stahlzeit auch?

Heli: Das mit dem Bierstand hatten wir gestern (grinst). Ich würde es gern öfter tun. Das ist tatsächlich schwierig – nicht, weil wir nicht wollten oder zuvie- le Leute da wären. Es geht vielmehr um logistische Dinge. Die Bühnengarderobe zum Beispiel muss direkt mit eingepackt werden. Wenn unser Keyboarder Mike Stangl beim Song „Haifisch“ mit dem Boot durch die Zuschauer fährt, um Bier zu holen, gehe ich aber runter in die erste Reihe, um wenigstens ein bisschen bei den Leuten zu sein.

bayreuth4U: Wenn wir schon dabei sind: Gibt es denn schon T-Shirts mit dem Spruch „Hier wird nicht Boot gefahren“? (Anm. d. Red.: Im thüringischen Gefell zog jüngst ein übereifriger Security-Mitarbeiter diesen Satz plärrend Stangl mitsamt dem Boot unter dem Gelächter des Publikums und der Band zu Boden.)

Heli: Die wird es tatsächlich ab Sep- tember geben (lacht lauthals). Aber erst einmal nur für Mike. Sie sind in Auftrag gegeben. Sollte die Nachfrage danach groß sein, dann gibt es die vielleicht irgendwann auch als Merchandise-Artikel!

bayreuth4U: Auch so ein Fan-Thema sind ja die zuletzt aufgekeimten Diskussionen um Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Merkt man sowas als Tribute-Band in irgendeiner Weise?

Heli: Nein, tatsächlich nicht. Es gab zwar anfangs ein paar Versuche, uns zu boykottieren, aber da war tatsächlich sehr, sehr wenig.

bayreuth4U: Ganz generelle Frage dahingehend. Habt ihr eigentlich Kontakt zu Till Lindemann oder den anderen Bandmitgliedern von Rammstein? Oder läuft die Kommunikation ausschließlich über deren Management? 

Heli: Zum Management haben wir persönlichen Kontakt. Zu den Musikern eigentlich gar nicht.

bayreuth4U: Was ich persönlich spannend finde. Ihr bezeichnet euch selbst ja nicht als Cover-, sondern als Tributeband. Wieso eigentlich?

Heli: Tribute ist ja ein Stück über covern. Covern kann jeder, finde ich. Da spielst du ja nur die Sachen nach. Als Tributeband muss schon noch ein bisschen mehr kommen. Da willst du dem Ganzen ja nahekommen. Die Show, das ganze Drumherum auf der Bühne. Das ist der Unterschied.

bayreuth4U: Seht ihr euch selbst eigentlich eher als Rocktheater oder als Vertreter der vielzitierten Neuen Deutschen Härte?

Heli: So neu ist der Begriff Neue Deutsche Härte ja nicht. Früher hieß es Industrial, was Rammstein gemacht hat. Bei Stahlzeit ist es schon Industri- al-Metal. Bei Maerzfeld ist es einfach deutschsprachige Rockmusik.

bayreuth4U: Lass uns einen Blick nach vorne werfen. Lindemann hat ja zuletzt einmal mehr kryptische Andeutungen gemacht, wonach Rammstein vielleicht das Ende ihrer gemeinsamen Zeit erleben. Für den Fall: Gäbe es Stahlzeit dann noch oder ist die Band dann auch Geschichte und ihr konzentriert euch auf euer anderes Projekt Maerzfeld?

Heli: Ganz im Gegenteil. Sollte Rammstein nichts mehr machen – momentan haben sie ja nur eine Pause angekündigt – hat man die Möglichkeit, mit Stahlzeit die Show für die Fans noch aufrechtzuerhalten.

bayreuth4U: Was viele interessiert: Was läuft eigentlich auf der privaten Playlist von Heli Reißenweber? Ich vermute stark, dass das nicht unbedingt Rammstein sein wird….

Heli: Tatsächlich (lacht). Ab und an höre ich aber wirklich auch Rammstein. Aber nicht die im Fokus stehenden Sachen, sondern eher die B-Seiten-Songs. Von denen spielen wir ja auch zwei, drei in unseren Sets. Ansonsten ist das wirklich querbeet. Man würde sich wundern, was in meiner Playlist läuft.

bayreuth4U: Aber eher Radio Bob als Radio Plassenburg, oder?

Heli: Definitiv eher Radio Bob. Ich höre schon mehr Rock als anderes.

bayreuth4U: Apropos Rockmusik. Ich hatte heute morgen das Vergnügen, etwas zu googlen. Ich habe über die Timeline von Kult-DJ Jackson Spehr eine Perle entdeckt. Heli Reißenweber als Frontmann von Maxime im Jahre 1995 mit dem Song „Don‘t go“. Heli mit Vokuhila im Frankenfernsehen. 

Heli: Aber hallo. Die Zeiten haben sich geändert!

bayreuth4U: Lass uns den Spiegel der Zeit wieder nach vorne drehen. Was dürfen die Leute in Bayreuth denn erwarten? Du feierst ja drei Tage vor dem Gig deinen 60. Geburtstag.

Heli: Genau die selbe Energie wie vorher! Na ja, der 60-er wird schon noch rocken, wie er es mit 50 auch gemacht hat (lacht). Die Power ist schon noch da! Ansonsten dürfen sich die Leute wie gewohnt auf eine sehr an Rammstein angelehnte Show freuen.

bayreuth4U: Was würdest du eigentlich jemandem mitgeben, der Rammstein nicht mag oder euch nicht kennt, um ihn dazu zu bringen, den Weg in die Oberfrankenhalle anzutreten?

Heli: Das ist gar nicht so schwer. Man sollte sich das Ganze einfach mal angucken. Wir haben tatsächlich sehr viele Menschen zu Rammstein-Fans gemacht. Die konnten mit Rammstein nichts anfangen, weil sie sie nur aus dem Radio oder von CD her kennen. Die sind dann irgendwann mal auf eine Show von uns, weil sie mitgenommen worden sind. Da waren die so begeistert von der Show, dem Zusammenspiel von Musik und dem ganzen Drumherum – Licht und was dazugehört. Und sind dadurch zu Rammstein-Fans geworden.

bayreuth4U: Wir freuen uns auf euch – und sind gespannt, ob die Security in der Oberfrankenhalle Schlauchboot fahren lässt.

Heli: Die Freude ist ganz meinerseits!

Stahlzeit sind am 15. November in der Oberfrankenhalle Bayreuth zu Gast. Tickets gibt es unter www.motion.gmbh und an allen bekannten VVK-Stellen.

Das Interview führte Andi Bär.

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