Die Stadt Bayreuth plant ein NS-Dokumentationszentrum. Sitz des Zentrums soll unter anderem das frühere Wohnhaus von Houston Stewart Chamberlain (1855–1927), Schwiegersohn Richard Wagners und Vordenker von Rassismus und Antisemitismus, sein. Da dort momentan noch das Jean-Paul-Museum untergebracht ist, muss dieses erst noch in das ehemalige Wohnhaus des Dichters umziehen. Der Kulturausschuss hat diesem Plan inzwischen zugestimmt.
„Wenige Städte werden so stark mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht wie Bayreuth“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Die Gründe dafür liegen einerseits in der Ideologisierung des Werks Richard Wagners, aber auch in der Person des antisemitischen Vordenkers Houston Stewart Chamberlain begründet. Um die Wagner-Festspiele entwickelte sich seit den 1920er-Jahren ein Gemisch aus Rassismus, Antisemitismus und völkischer Ideologie, das sich die Nationalsozialisten geschickt zunutze machten. Adolf Hitler war glühender Verehrer der Werke Richard Wagners und oft in Bayreuth zu Gast – als Freund der Wagner-Familie.
Insgesamt rechnet man mit Kosten von etwa 23 Millionen Euro, 11,6 Millionen hat der Bund als Förderung zugesagt. Zum Dokumentationszentrum der NS-Ideologiegeschichte sollen mehrere Orte in der Stadt gehören, darunter auch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte, die an den in Bayreuth geborenen Gewerkschaftler und NS-Widerstandskämpfer erinnert. Wann mit einer Eröffnung des Zentrums zu rechnen ist, lässt die Stadt offen.
–mk